Unsere Seilmaschine aus der ehemaligen DDR
Die DDR lebt weiter – in Trubschachen
Vor 30 Jahren hörte die DDR auf zu existieren. Aber eine Maschine aus der DDR produziert noch heute Drahtseile für Jakob Rope Systems.
Vor 30 Jahren, am 3. Oktober 1990, endete die DDR mit der Wiedervereinigung Deutschlands. 40 Jahre DDR-Geschichte haben viele Spuren hinterlassen. Eine unerwartete davon findet sich in Trubschachen. Seit 1992 produziert eine Maschine aus der ehemaligen DDR mit Baujahr 1978 in der Seilerei Jakob täglich mehrere Meter hundert Drahtseil. Trotz ihren 42 Jahren funktioniert die Maschine der Marke SKET dank regelmässiger Wartung nach wie vor tadellos und liefert Drahtseile in Schweizer Qualität. Wie kam diese Maschine ins Emmental?
SKET und Jakob
SKET, das «Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann», war ein auch im Westen renommierter Maschinenfabrikant. Der Riesenbetrieb mit mehreren zehntausend Mitarbeitern umfasste traditionsreiche Magdeburger Firmen der Maschinenindustrie und war nach dem Vorsitzenden der Deutschen Kommunistischen Partei in der Weimarer Republik benannt.
Martin Jakob, der in den 90er-Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Peter Jakob die Geschäftsleitung der Jakob AG innehatte, war massgeblich daran beteiligt, die Maschine 1992 nach Trubschachen zu holen. Bereits vor der Wendezeit stand er in Kontakt mit der Firma SKET und war auf der Suche nach einer Seilmaschine.
Einige Jahre später kontaktierte ein ehemaliger SKET-Vertreter Martin erneut. In einer stilgelegten Seilfabrik hatte er eine geeignete Maschine gefunden. Zusammen mit zwei Jakob-Mitarbeitern reiste Martin nach Boxberg, nahe der deutsch-polnischen Grenze. Dort traf Martin auf ein verlassenes Werk.
«Die Fabrik war seit zwei Jahren stillgelegt und verlassen. Alle elektrischen Leitungen waren gekappt. Es war stockdunkel, niemand da, und wir inspizierten die Maschine mit unseren Taschenlampen.»
Totalrevision und Transport nach Trubschachen
Martin stellte schnell fest, dass die Maschine in gutem Zustand war. Der Grund dafür war düster: hauptsächlich wurden auf ihr dünne Litzen hergestellt, die die Maschine nicht stark beanspruchten. Sie kamen an der deutsch-deutschen Grenze zum Einsatz. Als Auslöser für Sprengfallen hinderten sie DDR-Bürger an der Flucht nach Westen.
Gemeinsam mit lokalen Ingenieuren und Mechanikern demontierte Martin Jakob die Maschine in Boxberg. Nach einer Revision in Westdeutschland wurde sie von in Trubschachen wieder zusammengebaut. Seit 1994 produziert die SKET-Maschine Jakob-Drahtseile. Auch den letzten Neubau der Firma mit temporärem Umzug des Maschinenparks 2019 hat die Maschine unbeschadet überstanden. 30 Jahre nach ihrem Ende lebt die DDR teilweise weiter, in Trubschachen.