Wie kann man hochfeste Faserseile optimal einsetzen?
Dyneema vs Aramid
Hochfeste Faserseile haben sich gegenüber klassischen Drahtseilen in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Und trotzdem begegnet man Ihnen in der Öffentlichkeit ausserhalb der Sportbranche noch selten. Dabei haben sie einen klaren Vorteil gegenüber Drahtseilen.
Hochfeste Faserseile haben sich gegenüber klassischen Drahtseilen in den letzten Jahren einen Namen gemacht. Und trotzdem begegnet man Ihnen in der Öffentlichkeit ausserhalb der Sportbranche noch selten. Dabei haben sie einen klaren Vorteil gegenüber Drahtseilen: Moderne Faserseile aus synthetischen Stoffen wie Dyneema oder Aramid können bei gleichem Durchmesser mindestens dieselbe Bruchkraft übertragen wie Drahtseile.
Vor allem wenn der Bauraum knapp wird, kann man auf Faserseile gehen. Sie können bei hohen Lebensdauern viel schärfer und geräuscharm über kleine Scheiben gebogen werden und das alles bei einem sehr geringen Eigengewicht. Die Geräuscharmut wird in der Bühnentechnik sehr geschätzt, dann «surrt» der Prospektzug nicht während der Vorstellung.
Moderne Faserseile in der Anwendung
Einzig in zwei Bereichen kostet ein Faserseil noch etwas mehr Aufwand, als wir es von Drahtseilen gewohnt sind: im Bereich der Endverbindungen besteht immer noch Innovationspotential, um ein Faserseil bei 90 % oder 100 % der Bruchkraft wirtschaftlich mit einer starren Struktur verbinden zu können.
Zudem ist es nicht ganz so einfach, den aktuellen Verschleisszustand eines Faserseils zu bestimmen. Während bei Drahtseilen - neben der Messung des Durchmessers - gebrochene, sichtbare Aussendrähte gezählt und plastische Verformungen erkannt werden können, muss bei Faserseilen das Zusammenspiel aus Gebrauch, Faser-Verschleiss und Umwelteinwirkungen beurteilt werden.
Mit jeder neuen Anwendung wächst hier jedoch das Erfahrungswissen und Möglichkeit, das Verhalten von Faserseilen im Einsatz zu prognostizieren. Gegenüber dem Stand von vor fünf Jahren wissen wir jetzt schon viel mehr und sehen mehr und mehr Seile vor allem aus Dyneema und Aramid im industriellen Einsatz. Noch sind Faserseile nicht günstiger, aber durch längere Lebenszyklen und kleinere Bauweisen lassen sich gewisse Einsparungen realisieren.
UV-fest oder hitzebeständig?
Was unterscheidet eigentlich die beiden Fasertypen Dyneema und Aramid? Neben den chemischen Zusammensetzungen und Herstellprozessen sind für den Anwender vor allem zwei charakteristische Unterschiede bedeutend: die UV-Resistenz und die Grenztemperatur. Denn gerade in diesen beiden Bereichen unterscheiden sich die Marktführer erheblich.
Während Dyneema nahezu UV-unempfindlich ist, reagiert Aramid auf UV-Strahlung mit Alterung und Festigkeitsverlust der Fasern. Dafür ist die Dyneemafaser nicht so temperaturbeständig wie Aramide. Bei Dyneemaseilen kann das Zusammenspiel aus Faser und Beschichtung, dem sogenannten Coating, schon ab ca. 60 °C beeinträchtigt werden. Aramidfasern hingegen können Temperaturen von bis zu 450 °C standhalten.
Daher dominieren Dyneema-Seile den Einsatz im Freien z.B. im Segelsport, beim Kite-Surfen oder im Betrieb von Stadion-Kameras. Aramide werden dafür z.B. vermehrt in schnelllaufenden Hubseilen und technischen Anwendungen mit hohen Umgebungstemperaturen eingesetzt.
Faserseile werden durch wachsende Anwendungs-Erfahrung und entsprechendes Vertrauen mehr und mehr eingesetzt. Das Drahtseil wird nicht verschwinden, aber aus manchen Anwendungen sicher nach und nach verdrängt.
Rat vom Experten für Faserseile
Wenn Sie ein geeignetes hochfestes Faserseil für Ihre Anwendung suchen, nehmen Sie doch einfach mal unverbindlich Kontakt mit uns auf. Unsere Experten aus der Seil- und Hebetechnik beraten Sie gerne bei Ihrem Vorhaben. Konstantin Kühner, Autor dieses Beitrags, ist Leiter Technik und Entwicklung von Jakob Deutschland und renommierter Experte für Seile und Bergbahnen.
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