22. März 2024

Ein grünes Schattendach für Grenchen

Jakob Rope Systems hat eine Projektstudie für ein grünes Schattendach über dem Marktplatz in Grenchen entwickelt. Rudolf Lehmann erklärt die Idee hinter dem Entwurf.

In vielen Städten gibt es Plätze, die an Sommertagen wenig Schutz vor Sonne und Hitze bieten. Diese Hitzeinseln könnten durch Begrünung und Schatten angenehmer gestaltet werden. Grüne Rankstrukturen wären eine Lösung, um attraktive Stadträume zu entwickeln.

Wie eine solche Lösung realisiert werden kann, präsentiert Jakob Rope Systems gerade für den Marktplatz in Grenchen. Auf Anfrage der Stadt haben wir eine Projektstudie für ein freistehendes Schattendach entwickelt.

 

Die Stadt Grenchen wünscht sich mehr Schatten. Warum ist dieses Bedürfnis so dringend?
Der Marktplatz in Grenchen ist ein typischer Fall für eine Hitzeinsel. Wenn hier an heissen Tagen die Sonne im Zenit steht, heizt sich der Platz auf. Hinzu kommen umstehende Fassaden. Sie beschleunigen die Hitzeentwicklung, da sie Luftzirkulation verhindern. Ein Schattendach mit Begrünung könnte hier Abhilfe schaffen.

Ein Dach aus Netzstrukturen und Kletterpflanzen könnte für Schatten auf dem Marktplatz in Grenchen sorgen. Wie realistisch ist diese Idee?
Wir zeigen eine ausgereifte Projektstudie, die baulich umgesetzt werden kann. Kletterpflanzen als rasch heranwachsende Begrünung auf einer freistehenden Rankstruktur – dieses Konzept funktioniert. Das zeigen unsere bisherigen Projekte für den Zoo Basel, für den MFO Park Zürich und jüngst für ein Schattendach in Oerlikon.

Wie entstand diese Projektstudie?
Ausgangspunkt war unsere Studie für den Roten Platz in Solothurn. Dieser Vorschlag für ein Schattendach stiess bei der Stadt Grenchen auf Interesse. Wir wurden angefragt und haben eine Studie für ein Schattendach auf dem Marktplatz Grenchen entwickelt. Bei der Entwicklung haben wir Partner aus der Botanik (raderschallpartner AG, Markus Fierz) und der Städteplanung einbezogen. Unser Engineering-Team hat daraus eine Tragstruktur für Seile und Netze samt statischer Anforderungen berechnet.

Was bewirkt ein grünes Schattendach im städtischen Raum?
Die Beschattung durch Pflanzen und deren Blätter bewirkt eine Kühlung des darunter liegenden Platzes. Das über dem Boden stehende Dach schafft einen attraktiven Raum, in dem sich Menschen aufhalten können. Mit dem Gang der Jahreszeiten werden die Pflanzen verschiedene Blütenstände zeigen. Ein schöner Wechsel aus Farben und Düften entsteht. Das grüne Dach bringt Schatten und Qualität.

Konventionelle Lösungen demgegenüber wären …
… natürlich Bäume. Für ihr Wachstum benötigen diese aber eine Wurzelgrube von mindestens 10 bis 15 Kubikmeter. Oft ist dieser Raum im Untergrund durch Leitungen oder Kanalisation belegt. Hinzu kommt der Zeithorizont. Bäume benötigen etwa 20 bis 40 Jahre, um eine Krone auszubilden, die ausreichend Schatten wirft. Eine andere Lösung wären Sonnenschirme. Diese geben Schatten, schaffen aber keine Kühlung, wie sie durch die Verdunstung von Blättern entsteht. Auch die Biodiversität käme mit Schirmen nicht zustande.

Wo in Städten ist das Potenzial für Begrünung am grössten?
Potenzial sehe ich in Stadtzentren mit grossen freien Plätzen, die rundum bebaut sind. Hier ist eine kühlende Luftzirkulation nicht möglich. Dann an den Fassaden von Gebäuden. Auch an Wänden und Mauern, die an Bahnstrecken oder Strassen entlanglaufen. Ich denke auch an oberirdische Parkzonen. All diese Bereiche werden im Sommer sehr heiss.

Wie laufen die Planung und der Bau eines Schattendach-Projektes ab?
Wir führen die Umsetzung eines solchen Schattendaches von der ersten Idee bis zum fertigen Bau mit dem Bauherrn durch. Dazu holen wir die nötigen Projektpartner für Botanik, Stadtplanung, Metallbau und Behörden an Bord. So bieten wir Städten und Planern ein sinnvolles Gesamtpaket.

Wie lange dauert es vom Bau bis zur vollständigen Begrünung?
Wir rechnen mit etwa sechs bis acht Jahren. Diese Zeit benötigen Kletterpflanzen, um ein etwa sieben Meter hohes Schattendach vom Boden aus zu bewachsen. Entscheidende Faktoren für das Wachstum sind die Höhe des Schattendaches, die Grösse und Art der Pflanzen und die Pflege.

Auf welche Hürden stossen Sie bisher mit solchen Vorschlägen zur Begrünung?
In urbanen Räumen treffen verschiedene Interessen und bauliche Vorgaben aufeinander. Diesen müssen wir und unsere Auftraggeber Rechnung tragen. In einigen Bereichen fehlen zudem gesetzliche Grundlagen, die es Behörden und Bauträgern erlauben, auf Fragen und Einsprachen zu antworten. Ebenfalls gilt es bei Bebauungen in städtischen Räumen, Zufahrten, Rettungswege und Vorgaben zum Brandschutz zu berücksichtigen. Diese Punkte können wir aber technisch sehr gut lösen.

Was beinhaltet der Entwurf für Grenchen?
Eine tragende Stahlkonstruktion, die auf acht Fusspunkten steht. Abspannseile sichern den Stahlbau. Auf die Stahlkonstruktion ziehen wir ein Edelstahlnetz als Rankstruktur für die Kletterpflanzen auf. Integriert in das Schattendach ist die Bewässerung für die bodengebundene Begrünung. Das Schattendach ist 16 Meter breit und 100 Meter lang. Aus den Fusspunkten wachsen die Kletterpflanzen heran.

Wie hoch ist der Wartungsaufwand (im Vergleich zu konventioneller Begrünung durch Bäume)?
Der Stahlbau und unsere Edelstahlnetze sind quasi 30 bis 50 Jahre wartungsfrei. Unverzichtbar bleibt lediglich die Pflege der Pflanzen, die ein bis zwei Mal im Jahr stattfinden sollte. Die ist nötig, da Kletterpflanzen ein schnelles Wachstum haben. Beim Schattendach in Grenchen wäre eine Hebebühne nötig, um das Dach zu erreichen. Das haben wir beim Entwurf der Fusspunkte bereits berücksichtigt. Für die Begrünung werden zahlreiche Einzelpflanzen angesetzt. Stirbt eine Pflanze einmal ab, kann sie ersetzt werden.

 

Kontakt:

Rudolf Lehmann ist Ingenieur und betreut das Business Development bei Jakob Rope Systems. Er begleitet seit 20 Jahren Projekte zur Begrünung von Städten und Gebäuden in der Schweiz und im Ausland. Er ist davon überzeugt, dass die Situation in Städten und der Klimawandel keine andere Wahl zulässt, als mehr Grün und damit mehr Qualität für Städte zu schaffen.

Rudolf Lehmann
Business Development
rudolf.lehmann@jakob.ch

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